Die zwei Zeugen

Sie sind die zwei Ölbäume und die zwei Leuchter, die vor dem Herrn der Erde stehen.

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Apk 11,3-12

Und ich will meinen zwei Zeugen auftragen, im Bußgewand aufzutreten und prophetisch zu reden, zwölfhundertsechzig Tage lang. Sie sind die zwei Ölbäume und die zwei Leuchter, die vor dem Herrn der Erde stehen. Wenn ihnen jemand Schaden zufügen will, schlägt Feuer aus ihrem Mund und verzehrt ihre Feinde; so muß jeder sterben, der ihnen schaden will. Sie haben Macht, den Himmel zu verschließen, damit kein Regen fällt in den Tagen ihres Wirkens als Propheten. Sie haben auch Macht, das Wasser in Blut zu verwandeln und die Erde zu schlagen mit allen möglichen Plagen, sooft sie wollen. Wenn sie ihren Auftrag als Zeugen erfüllt haben, wird sie das Tier, das aus dem Abgrund heraufsteigt, bekämpfen, besiegen und töten. Und ihre Leichen bleiben auf der Straße der großen Stadt liegen. Diese Stadt heißt, geistlich verstanden: Sodom und Ägypten; dort wurde auch ihr Herr gekreuzigt. Menschen aus allen Völkern und Stämmen, Sprachen und Nationen werden ihre Leichen dort sehen, dreieinhalb Tage lang; sie werden nicht zulassen, daß die Leichen begraben werden. Und die Bewohner der Erde freuen sich darüber, beglückwünschen sich und schicken sich gegenseitig Geschenke; denn die beiden Propheten hatten die Bewohner der Erde gequält. Aber nach den dreieinhalb Tagen kam von Gott her wieder Lebensgeist in sie und sie standen auf. Da überfiel alle, die sie sahen, große Angst. Und sie hörten eine laute Stimme vom Himmel her rufen: Kommt herauf! Vor den Augen ihrer Feinde stiegen sie in der Wolke zum Himmel hinauf. In diesem Augenblick entstand ein gewaltiges Erdbeben. Ein Zehntel der Stadt stürzte ein und siebentausend Menschen kamen durch das Erdbeben um. Die Überlebenden wurden vom Entsetzen gepackt und gaben dem Gott des Himmels die Ehre.

Es gibt viele Überlegungen, wer die zwei hier beschriebenen Zeugen sein könnten, die ihre Mission mit Vollmacht ausführen. Vielleicht kann man dies erst erkennen, wenn sie auftreten und sich den Mächten der Finsternis öffentlich entgegenstellen.

Möglicherweise ist es ähnlich wie mit dem angekündigten Antichrist am Ende der Zeiten. Erst wenn er da ist und seine Herrschaft ausübt, wird man ihn identifizieren können – es sei denn, Gott gibt jemand durch eine besondere Erkenntnis bereits vorher zu verstehen, daß es sich bei dieser oder jener konkreten Person um den Antichrist handelt. Das kann sein, um andere warnen zu können, denn der Antichrist wird wohl eine globale Herrschaft ausüben, die alle bisherigen Herrschaftsformen noch übertrifft. Die technischen Mittel für eine weltweite Kontrolle der Menschen sind inzwischen vorhanden, und es dürfte schwerfallen, sich einer solchen Kontrolle zu entziehen. Gott allerdings wird die Seinen durch eine solche Bedrängnis hindurchführen.

Ausleger dieser Textstellen sehen, daß die beiden Zeugen genau in dieser Zeit der Bedrängnis wirksam werden, um die Menschen zu warnen und der Macht des Antichristen und seines Anhangs entgegenzuwirken. Sie tun dies offensichtlich mit einer besonderen Vollmacht, die an das Wirken Mose und des Propheten Elija erinnert. Mose konnte das Wasser in Blut verwandeln (vgl. Ex 7,19-21) und Elija den Himmel verschließen, so daß kein Regen mehr fiel (vgl. 1 Kön 17,1). Die Vollmacht, die sie hatten, läßt manche vermuten, daß es sich real um diese beiden Personen handelt, die am Ende der Zeiten öffentlich auftreten werden. Andere denken, daß es sich um Elija und Henoch handelt, weil diese, laut biblischem Bericht, nicht gestorben sind, sondern von Gott entrückt wurden (vgl. 2 Kön 2,11 und Gen 5,24), um in der Zeit besonderer Bedrängnis wiederzukommen und ihren Dienst auszuführen. Es gibt noch viele weitere Deutungen, was diese beiden Zeugen anbelangt, die wir nicht alle aufzählen können…

Meine persönliche Sicht ist, daß es sich tatsächlich um zwei besonders bevollmächtigte Zeugen handeln wird, also um konkrete Personen, die in der Kraft des Mose und Elija auftreten werden, wie das Johannes der Täufer tat, der in der Kraft des Elija wirkte (vgl. Mt 17,10-13). Sie müssen mit den Augen des Glaubens erkennbar werden, denn es werden viele Zeichen durch sie geschehen, und ihr Zeugnis wird offensichtlich überall bekannt werden. Die Gläubigen werden merken, daß sie die Wahrheit sprechen und die Lügengebäude des Antichristen entlarven. Bei den heutigen technischen Möglichkeiten ist es leicht vorstellbar, daß ihre Botschaft weite Verbreitung finden kann.

Was ist nun wichtig, aus den Texten mitzunehmen, für unsere Nachfolge des Herrn; denn bisher können wir weder den Antichristen noch die zwei Propheten konkret benennen.

Einmal ist es eine große Sicherheit, sich auf Gott auch in schwierigsten Zeiten verlassen zu können. Er überläßt uns nicht einer so dunklen Zeit, ohne seine Hilfe zu schenken. Die zwei Zeugen – wer auch immer sie sein mögen – werden den Gläubigen zu Hilfe eilen und Orientierung geben. Auch wenn viele Menschen sich vom Antichrist verführen lassen würden – was Gott verhindern möge – wird es einen heiligen Rest geben, der seine Knie nicht vor dem Baal beugt (vgl. 1 Kön 19,18).

Ein zweiter Punkt ist, daß wir gerufen sind, in großer Wachsamkeit zu leben. Der antichristliche Geist ist in der Welt und in der Kirche bereits wirksam, und viele identifizieren ihn gar nicht als solchen. Deshalb sollten wir aufmerksam auf jene Stimmen hören, die uns unverfälscht den katholischen Glauben bezeugen und jenen, die uns in die Irre führen wollen, keine Aufmerksamkeit schenken. Darin haben wir uns jetzt schon einzuüben, damit wir gerüstet sind, falls eine noch intensivere Einflußnahme jener gottfeindlichen Kräfte stattfindet. All die geistlichen Waffen haben wir einzusetzen, damit wir den Ungeist auch in seinen feinsten Manipulationen wahrnehmen können.

Wir kennen ja einen wesentlichen Zeugen, den Heiligen Geist, der uns in alle Wahrheit führt (vgl. Joh 16,13), und wir können dem authentischen Lehramt der Kirche vertrauen. Wenn wir das gewissenhaft tun und unser geistliches Leben pflegen, dann sind wir für alle Situationen gerüstet, denn niemand kann uns der Hand des Herrn entreißen (vgl. Joh 10,28).