AMORIS LAETITIA – EINE GRETCHENFRAGE? (TEIL 3)

Auf dem bewährten Weg bleiben

Die pastorale Absicht des apostolischen Schreibens Amoris Laetitia in Bezug auf unser Thema ist, jenen Menschen, welche in Verhältnissen leben, die nicht mit den Geboten Gottes übereinstimmen, einen Zugang zu einem volleren Leben in der Kirche zu ermöglichen.

Die Absicht, sich diesen Menschen liebend zuzuwenden, ihre Situation genauer verstehen und ihnen entsprechende Hilfestellungen geben zu wollen, ist zu begrüßen. Jede Form von ungerechter und liebloser Behandlung der betroffenen Personen verbietet sich von selbst, wenn wir daran denken, daß Jesus mit den Sündern Gemeinschaft hatte und sie zu sich rief. Menschen hartherzig   zu verurteilen, die in ungeordneten und sündigen Beziehungen leben, ist nicht die Weise des Herrn. Jesus ist bereit zu vergeben, und er ruft zur Umkehr auf. Ein sprechendes Beispiel ist die Begegnung Jesu mit der Sünderin, die des Ehebruchs angeklagt war. Jesus verurteilt sie nicht, sondern erweist ihr Barmherzigkeit und fordert sie auf, nicht mehr zu sündigen (vgl. Joh 8,1-11). Jede Form von Selbstgerechtigkeit, in der man sich anderen Menschen moralisch überlegen fühlt,  führt der Herr mit dem einfachen Wort dieser Passage ad absurdum: „Wer ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein!“ Jesus ist gekommen, die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten.

 

Eine gute Absicht, aber ein falscher Weg

Eine gute pastorale Absicht ist allerdings noch kein Garant dafür, auch den rechten Weg eingeschlagen zu haben und diese Absicht in rechter Weise zu verwirklichen. An dieser Evangelienpassage sehen wir, daß Jesus mit der Sünderin barmherzig umgeht, sie also annimmt, und sie dann auffordert, ihr Leben mit Gott und seinen Geboten in Einklang zu bringen. Gerade dieses Beispiel ist sehr hilfreich für unser Thema. Hätte der Herr sie nicht zur Umkehr aufgefordert, dann hätte sie zwar die Vergebung des Herrn erfahren, aber eine tiefe Veränderung wäre ausgeblieben, welche allein ihre Lebenssituation dauerhaft zum Guten führen konnte.

An der Veränderung des pastoralen Weges durch Amoris Laetitia ist leider ein schwerwiegender Irrtum wahrnehmbar, der sich hinter dem Schein einer „neuen Barmherzigkeit“   verbirgt. Barmherzigkeit braucht jedoch die Wahrheit, um echte Barmherzigkeit zu sein! Der Herr hat uns seine Gebote gegeben, die für uns ein bleibendes und unumstößliches Gesetz bilden. Sie sind nicht nur zur Orientierung da, sondern sie sind zu befolgende Weisungen.

Alles, was wir für den Menschen im tiefsten Sinne tun können, ist, ihm zu helfen, in Übereinstimmung mit Gottes Willen zu leben, denn davon hängt sein wahres Glück ab. Gott hat der Kirche anvertraut, die Lehrmeisterin der Völker zu sein, indem sie die Menschen zu Christus ruft und sie mit den Sakramenten nährt. Sie ist es, welche uns in Seinem Namen die Bedingungen sagt, unter denen wir zum Tisch des Herrn hinzutreten können.

Der vorgeschlagene Weg führt in eine Täuschung

Wenn nun eine objektiv von den Geboten Gottes abweichende Lebenssituation vorliegt, wird diese nicht dadurch verbessert, daß man den betroffenen Personen den Empfang der hl. Kommunion ermöglicht, der nur denjenigen vorbehalten ist, die objektiv im Stand der Gnade leben, unabhängig davon, ob die Betroffenen sich subjektiv schuldig fühlen oder nicht.

Wenn dies nicht beachtet wird, kommt eine Täuschung auf mehreren Ebenen zustande.

Der vorgeschlagene Weg von Amoris laetitia, daß die Betroffenen mit seelsorgerlicher Begleitung einen Weg suchen sollen, der von ihrem Gewissen her verantwortbar ist, darf nicht in eine solche Täuschung münden und so zum Irrweg werden. Nur innerhalb der Gebote Gottes kann man wahre Hilfestellungen geben. Auf diesem Weg wird nicht die objektiv sündhafte Lebenssituation übergangen, sondern es bleibt der Ruf bestehen, das Leben in Übereinstimmung mit den Geboten Gottes zu bringen. Hinzu kommt, daß andere Gläubige Anstoß daran nehmen, wenn die heilige Kommunion jenen gereicht würde, deren Leben nicht mit den Weisungen Gottes und der Kirche übereinstimmt.

Die Kirche neigt sich den betroffenen Menschen zu, indem sie ihnen aus gerechtfertigten Gründen – z.B. um der Kinder willen – ermöglicht, weiterhin zusammen zu leben, wenn sie sich jenen Akten enthalten, die nur der Ehe vorbehalten sind, womit die sexuelle Vereinigung gemeint ist.

Nur innerhalb der Gebote und der bisherigen Lehre der Kirche kann die rechte Seelsorge Frucht bringen

Auf einem solchen Weg, der die Zielvorstellung nicht aus dem Auge läßt, den Menschen in dieser Thematik in die objektive Übereinstimmung mit dem Willen Gottes zurückzuführen, kann sich die Barmherzigkeit Gottes in vielfältiger Weise der Schwachheit des Menschen annehmen und ihn aufrichten. Hier ist der Ort, an dem geistliche Ratschläge dem Menschen helfen, in einer schwierigen Situation den Weg zu finden, der mit der Wahrheit übereinstimmt; hier ist der Ort, an dem Weichen gestellt werden, um wieder in die volle sichtbare Kommuniongemeinschaft eintreten zu können. Würde man diese bereits zuvor herstellen, wäre das ähnlich, wie wenn sich ein Paar vor der Hochzeit geschlechtlich vereinigen und dies als Weg zur Ehe verstehen würde.

Mit Dankbarkeit ist festzuhalten, daß die katholische Kirche bisher nie ihren klaren Weg verloren hat, was die Unauflöslichkeit der Ehe und den Empfang der Sakramente betrifft. Wenn auch leider gerade in den letzten Jahrzehnten Sonderwege eingeschlagen wurden und im Ungehorsam bereits Dinge praktiziert wurden, welche nicht mit der Wahrheit der Lehre übereinstimmen, so hat doch die Leitung der Kirche in den Fragen der Moral bisher immer klare Wege gewiesen. Damit hat sie ihren Hirtendienst wahrgenommen, die Gläubigen behütet und sie gemahnt, sich nicht dem Geist dieser Welt anzupassen. Auch die beiden letzten Päpste haben – trotz großem Widerstand – die Kirche in dieser Problematik auf dem authentischen Weg der rechten Lehre geführt.

Man darf dem Irrtum nicht folgen

Mit dem Pontifikat von Papst Franziskus hat sich nun etwas verändert. Der Irrtum ist bis in die höchsten Kreise der Kirche sozusagen offiziell eingezogen und kann sich nun mit Hilfe des Papstes wie ein Krebsgeschwür schnell ausbreiten. Sicher war dieses Geschwür schon seit geraumer Zeit im Untergrund der Kirche wirksam und hat dort bereits das Gift falscher Praxis ausgestreut. Jetzt allerdings wird zunehmend das Gift gar nicht mehr als Gift identifiziert und so der Irrtum hoffähig gemacht. So kann es sich nun in der Lehre der Kirche selbst ausbreiten. Besonders kritisch wird es, wenn sich der Irrtum gar als eine besondere geistgewirkte Erkenntnis im Kleid einer falschen Barmherzigkeit darstellt.

Amoris Laetitia ist dadurch in gewissem Sinne zu einer Gretchenfrage geworden:

Wie halten wir es mit dem Evangelium und der bisher gültigen kirchlichen Lehre in diesen Fragen? Beiben wir treu?

Die richtige Antwort lautet: Wir bleiben der Kirche treu und folgen nicht anderen Wegen, die vom Evangelium und der authentischen Lehre abweichen.

Wir sollten die Weichenstellung von Amoris Laetitia in Bezug auf unser Thema deutlich als irrtümlichen Weg identifizieren. Wenn das nicht geschieht, besteht real die Gefahr, daß man auch weitere Irrtümer nicht mehr erkennen wird, die danach kommen. Wenn der Irrtum – so menschlich er sein mag – sich auf den Glauben und seine Praxis bezieht, ist jener „andere Geist“ wirksam, den ich schon in meiner Sicht des Pontifikates angesprochen habe.

Es findet also eine Täuschung statt. Dieser andere Geist gibt vor, mit den Betroffenen besonders barmherzig zu sein, führt sie in Wirklichkeit aber in einen unheilvollen Zustand, in dem sie Schaden nehmen, weil der Ruf zur Änderung des Lebens, zur Bekehrung, immer schwächer wird. Wir müssen uns auch darüber klar sein, daß es sich nicht etwa um ganz besondere Einzelfälle handelt, die verborgen einer Lösung zugeführt werden sollten, sondern daß diese neue Öffnung sehr schnell um sich greifen wird, und es wird dann wohl bald Usus sein, daß sog. wiederveiratete Geschiedene zur hl. Kommunion hinzutreten. Die weiteren Folgen sind voraussehbar, daß dann auch insgesamt unverheiratete Paare – oder später vielleicht sogar praktizierende Homosexuelle – eingeladen sind, zum Tisch des Herrn hinzuzutreten, ohne ihr Leben verändern zu müssen.

Ein aktuelles und anschauliches Beispiel kommt aus Deuschland, wo man in diesen Tagen zum sog. „synodalen Weg“ zusammenkommt. Manche Bischöfe geben  Stellungnahmen ab, z.B. schreiben Erzbischof Heiner Koch und Bischof Franz-Josef Bode folgendes – und dies möge uns als Hinweis dienen, wie die Entwicklung nach Amoris Laetitia aussehen kann: „…daß eine sexuelle Beziehung nach einer Scheidung und der Wiederverheiratung nicht mehr allgemein als schwere Sünde angesehen wird und daher auch nicht mehr grundsätzlich vom Empfang der Eucharistie ausschließt“ (Quelle: Lifesitenews 12.9.2019) und weiter wird berichtet: : „Familien-Kommission der Bischofskonferenz berät für Synodalen Weg: Homosexualität ist normal, sagen Bischöfe und Wissenschaftler in Berlin.  (Quelle: „Kirche und Leben“ (die Wochenzeitung des Bistums Münster) am 5.9.2019)

Es ist höchste Zeit, die Augen zu öffnen!  

Leider ist es inzwischen nötig, deutlich vor diesem Irrweg zu warnen, der durch die falsche Öffnung von Amoris Laetitia mit Förderung der Kirchenleitung verbreitet wird. Er greift die Kirche innerlich an und schwächt sie in ihrem geistlichen Organismus.

Man kann diesem Weg nicht folgen, weil er ein Irrweg ist. Als Petrus Jesus warnte, nicht nach Jerusalem zu gehen, wies ihn Jesus mit scharfen Worten zurück: „Weiche von mir, Satan, Du denkst nicht was göttlich, sondern was menschlich ist (Mt 16,23)!“

Aus meiner Sicht müßte Papst Franziskus hinter Jesus zurücktreten, in diesem Fall hinter der Lehre der Kirche. Das ist bisher nicht geschehen, und stattdessen sind leider weitere Schritte in einer mehr als fragwürdigen Richtung getan worden.

Es braucht einen eindeutigen geistlichen Widerstand, der mit geistlichen Mitteln ausgeführt werden sollte, denn bei der gegenwärtigen Konfusion in der Kirche sind antichristliche Kräfte am Werk, welche die heilige Kirche verfremden und sie zu einem Werkzeug ihrer eigenen Vorhaben machen möchten.