Demut bedeutet, die Wahrheit zu tun

„Christus Jesus war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein, sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave“

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Phil 2, 5-11

Brüder! Seid untereinander so gesinnt, wie es dem Leben in Christus Jesus entspricht: Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein, sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich. Sein Leben war das eines Menschen; er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz. Darum hat ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen, damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihre Knie beugen vor dem Namen Jesu und jeder Mund bekennt: “Jesus Christus ist der Herr” – zur Ehre Gottes, des Vaters.

Es ist der große Weg der Demut, den der Herr mit seinem Herabsteigen zu uns gegangen ist. Was hat ihn bewegt, seine Herrlichkeit zurückzulassen und zu uns zu kommen?

Zunächst ist es die Liebe zum Himmlischen Vater, welche Jesus bezeugt. Wir sollen durch ihn erfahren, wie Gott wirklich ist. Es ist der große Wunsch des Herzens Jesu, daß wir die übergroße Liebe des Vaters erkennen, damit der Vater durch unser Leben so verherrlicht wird, wie Jesus selbst den Vater verherrlicht hat (vgl. Joh 17,4). Damit schließt er uns Menschen den Sinn unseres Daseins auf: Gott durch unser Leben zu verherrlichen. Was bedeutet das?

Wir sollen vor der himmlischen Kirche und der ganzen Welt von der Güte unseres Vaters Zeugnis ablegen. Alle sollen es hören, wie Gott ist, was er für uns tut und welche Freude es ist, ihm zu dienen. Schon im Paradies wurde dies ja vom Teufel angegriffen, welcher die Güte Gottes in Frage stellte (vgl. Gen 3,1-5). Wie viele der Geschöpfe Gottes leben in der Verwirrung und können weder Gott noch seine Wege des Heils begreifen! Sie erwachen nicht zu ihrer Würde als Gotteskinder (vgl. 1 Joh 3,1).

Wir sind gerufen, bei der Entwirrung der Menschen mitzuwirken, damit sie an unserem Zeugnis die geistliche Schönheit eines Lebens mit Gott erkennen.

Sicher hat Gott nicht nötig, verherrlicht zu werden, sondern wir treten einfach in die Wirklichkeit des Daseins ein, indem wir Gott verherrlichen, und sind dabei selbst die Empfangenden.

Dann aber gilt es wie Jesus die Menschen auf allen möglichen Wegen zu suchen – wie es der Apostel erwähnt -, “allen alles zu werden” wie er es an anderer Stelle sagt (vgl. 1 Kor 9,22), um möglichst viele für das Reich Gottes zu gewinnen, denn die Menschen sollen die Knie beugen vor dem Namen Jesu, in dem sich die erlösende Liebe Gottes offenbart hat. Auch soll jeder Mund bekennen: “Jesus Christus ist der Herr” – zur Ehre Gottes, des Vaters.

Das ist ein sehr wichtiger Hinweis der Heiligen Schrift und zeigt etwas vom Heilsplan Gottes. Wenn dieses Ziel aufgegeben wird, dann vernachlässigen wir den Missionsauftrag.

Auch hierzu ist die Demut nötig, denn es ist Demut, der Weisung des Herrn zu folgen und nicht aus Menschenfurcht oder durch eigene Ideen, in Ideologien abgleitend, die wahre Verkündigung zu unterlassen oder sie abzuändern. Auch die Moslems und die Juden, sowie alle anderen Menschen sind gerufen, den Herrn zu bekennen und die Knie vor ihm zu beugen, und durch die Kirche sollen sie davon Kunde erhalten. Es ist daher nicht etwa Stolz und Überheblichkeit, wenn wir darauf bestehen, daß Jesus der einzige Erlöser und die Gemeinschaft der Kirche zum Heil notwendig ist, sondern es ist die Demut, der erkannten Wahrheit zu folgen! Dabei müssen wir in Kauf nehmen, daß dies heute sogar in der Kirche selbst evtl. als rückständig und überholt betrachtet wird. Welch ein Irrtum! Als ob sich der Herr getäuscht hätte!

Schauen wir hinüber zum heutigen Evangelium (Lk 14,15-24) und hören wir die traurige Tatsache, daß die geladenen Gäste nicht zum Mahl im Reich Gottes hinzugetreten sind. Sie haben anderes vorgezogen und jeder kam mit einer anderen Ausrede, weswegen er der Einladung nicht Folge leistete.

Sicher ist der Text im Hinblick auf die Juden, besonders die damaligen Verantwortlichen, auszulegen, welche der Einladung nicht gefolgt sind.

Doch können wir weiterschauen und das Wort auf uns Katholiken anwenden. Wir sind in besonderer Weise geladen, denn Gott hat uns die Gnade geschenkt, entweder schon in seiner wahren Kirche aufgewachsen zu sein, oder den Weg in die Kirche gefunden zu haben.

So werden uns zwei wesentliche Dinge vor Augen gestellt:

  1. a) Der Einladung Gottes gilt es immer und überall zu folgen.
  2. b) Wir sollten dafür sorgen, soweit es uns gegeben ist, daß das Haus voll wird.

Wer aber soll glauben, wenn der Glaube nicht verkündet wird? (vgl. Röm 10,14-15)