Der Coronavirus und der Empfang der Heiligen Kommunion, Teil 2

Beantwortung von Fragen (Teil 5)

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Eine Ergänzung bzw. Korrektur zum Text von gestern möchte ich voranstellen. Ich wurde darauf aufmerksam gemacht, daß – aus medizinischer Sicht – die Bischöfe wahrscheinlich ein erhöhtes Risiko bei der Mundkommunion befürchten, weil die Erreger des Coronavirus sich vor allem im Rachenraum befinden. Bei geöffnetem Mund können sie unter Umständen auf andere Menschen übertragen werden. Ungeachtet dessen bleibt jedoch meine Aussage bestehen, daß aus meiner Sicht die Maßnahmen nicht angemessen sind!

Heute versuche ich nun einige Ratschläge zu geben, wie man reagieren kann, wenn in den öffentlichen Heiligen Messen in der eigenen Pfarrei die Kommunion in die Hand gereicht wird und man einen solchen Empfang als fremd oder auch für einen selbst als unwürdig ansieht.

Eine erste Möglichkeit wäre zu prüfen, ob an anderen Orten die hl. Kommunion noch so empfangen werden kann, wie es sonst üblich war. Man sollte nachforschen,  ob es nur Empfehlungen der Bischöfe und keine Anordnungen sind, welche die Priester evtl. auch unterschiedlich behandeln. Sollte in einer anderen Pfarrei der reguläre Empfang der hl. Kommunion möglich sein, wäre eine vorläufige persönliche Lösung gefunden. Der Unterschied zwischen Empfehlung und Anordnung ist wichtig. Empfehlungen haben keinen Gehorsamscharakter. Anordnungen beanspruchen in der Regel den Gehorsam.

Man könnte dem Zelebranten vorschlagen, daß diejenigen, welche die Mundkommunion praktizieren möchten, am Ende kommunizieren, um „ängstliche“ Handkommunikanten nicht zu verunsichern. Auch wäre das Ausweichen auf eine Seitenkapelle eine Option für diejenigen, welche die Mundkommunion empfangen wollen.

Man kann auch als Konsequenz auf den Empfang der hl. Kommunion verzichten und dies dem Herrn in dieser Fastenzeit für die vielen unwürdigen oder gedankenlosen hl. Kommunionen aufopfern. In Deutschland habe ich von einem Priester gehört, daß von der Petrusbruderschaft in Deutschland, welche im tridentinischen Ritus zelebriert, jetzt keine Kommunion ausgeteilt wird. Hier kann sich auch die Überlegung anschließen, daß durch einen bewußten Verzicht uns der Wert der häufigen oder gar täglichen Kommunion noch mehr aufleuchtet. Das wäre ähnlich wie beim körperlichen Fasten, daß man dadurch umso mehr die sonst selbstverständliche Nahrung schätzen lernt.

Es bleibt abzuwarten, für welchen Zeitraum eine solche Regelung anhält.

Wenn die Frage des Kommunionempfangs für einen persönlich zur Gewissensfrage wird und man den Eindruck hat, daß man etwa damit den Herrn beleidigt (ohne dies jetzt zu erörtern), dann ist der Weg des Verzichtes zu wählen. Was man vermeiden sollte ist, den Priester – welcher der Empfehlung des Bischofs folgt und die Kommunion nur in die Hand austeilt – zu nötigen, die Mundkommunion zu geben. Damit bringt man zum einen ihn in Schwierigkeiten und zum andern sollte das auch nicht öffentlich Aufsehen erregen, was den Gottesdienst stören und auch die Gläubigen verunsichern würde.

Gut wäre es, sich vorher beim Priester zu vergewissern, ob er auch Ausnahmen zuläßt für jene, die sich aus verschiedenen inneren Gründen nicht auf die Handkommunion einlassen wollen. Die Priester kann man bitten, sich doch der seelischen Not der Gläubigen in dieser Situation anzunehmen. Ein alleiniger Verweis auf den Gehorsam ist m.E. zu wenig, wenn es sich für manche Gläubige gar um eine Gewissensfrage handelt.

In diesem Zusammenhang empfiehlt es sich, dem Herrn diesen Schmerz aufzuopfern, welcher für einen selbst und für andere diese Regelung mit sich bringt und – wenn man dies innerlich so erlebt – auch den Schmerz, den man dem Herrn zufügt. Kürzlich sprach ich mit einem Pfarrer, der schon länger genötigt ist, in seiner Gemeinde die heilige Kommunion auch in die Hände der Gläubigen zu geben, und dem es bis heute Schmerz bereitet, dies tun zu müssen.

Wenn man sich auch der Sicht nicht anschließen muß, daß eine solche Situation wie die des Coronavirus von manchen Bischöfen ausgenutzt werden könnte, um auf diesem Weg verbindlich die Handkommunion für alle Gläubigen einführen zu wollen, so ist doch Wachsamkeit geboten. Den Gläubigen darf insgesamt nicht die Freiheit genommen werden, die hl. Kommunion auf dem bisherigen Weg als Mundkommunion zu empfangen.

Vielleicht können sich auch Gläubige zusammenschließen und die Priester und den zuständigen Bischof (schriftlich) bitten, doch diese Empfehlung wieder aufzuheben, da sie manche Gläubige in seelische Not bringt.

Ich möchte zum Schluß noch einmal darauf zurückkommen, daß man bewußt auch auf die hl. Kommunion verzichten kann, wenn man mit der Handkommunion gravierende Probleme hat. Es wäre aus meiner Sicht besser, sich zunächst vor dem Herrn einmal klar zu werden, welchen Weg man in Zukunft wählt, als daß man sich beim Empfang der Heiligen Kommunion schlecht fühlt, Gewissensbisse bekommt, die Empfindung hat, den Herrn zu verraten. Dann gilt es zunächst die Seele wieder ins Lot zu bringen, um sich dann in Ruhe vom Herrn her zeigen zu lassen, was in der gegenwärtigen Situation das Richtige ist. In einem solchen Fall denke ich, daß der Herr seine Gnade auch in der geistigen Kommunion schenkt und man nichts verliert.

Um meine Position nochmals zusammenzufassen:

Ich halte die Maßnahme, aufgrund des Coronavirus die Handkommunion zu empfehlen oder sie anzuordnen für nicht entsprechend. Sie stellt einen zu großen Eingriff in die Intimsphäre des Gläubigen dar, der dadurch in innere Schwierigkeiten geraten kann. An diesem Punkt einfach nur den Gehorsam anzufragen ist nicht genug, denn es kann sich tatsächlich für den Gläubigen um eine Gewissensfrage handeln. Mit einer solchen ist aber anders umzugehen, da es in diesem Fall nicht eine Frage des Willens ist. Man kann seitens der Kirche sicher um Vertrauen in die Maßnahme bitten.

Aus meiner Sicht ist der Empfang durch die Kommunion als Handkommunion zwar keine Sünde oder gar ein Sakrileg, aber aus vielerlei Gründen eine fragwürdige Weise des Kommunionempfangs, die ich – wie der hl. Johannes Paul II. 1980 in Deutschland, nicht empfehlen kann. Diesen Kommnuionempfang jetzt zur Regel während der Krise durch den Coronavirus zu machen, geht über die Bedenken und Nöte von nicht wenigen Gläubigen hinweg. Deshalb sollte es Wege geben, wie diese die hl. Kommunion empfangen können, ohne sich deshalb genötigt zu sehen, die Handkommunion gegen ihre Überzeugung zu praktizieren.

Man kann die Empfehlung der Bischöfe – wie es gedacht ist – als vorübergehende Notverordnung anschauen, welche die Praxis der Handkommunion für den Zeitraum der Krise rechtfertigt. Wer dies für sich so sieht, kann sicher die Handkommunion praktizieren, ohne etwa in Schuld zu geraten. Wer aber von seinem Inneren her wahrnimmt, daß dies für ihn nicht richtig ist, der verzichte lieber oder suche Wege, wie er kommunizieren kann, ohne daß dies sein Gewissen belastet. Man vermeide aber beim Kommunionempfang jede Art von Konfrontation!

Mehr kann ich zu diesem Zeitpunkt nicht sagen. Es ist ein sehr sensibles und auch wichtiges Thema, auf das ich zurückkommen werde, wenn es nötig ist. Noch einmal: Danke für das Vertrauen!