Die Eifersucht des Apostels

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2 Kor 11,1-11

 Lasst euch doch ein wenig Unverstand von mir gefallen! Aber das tut ihr ja. Denn ich werbe eifrig um euch mit dem Eifer Gottes; ich habe euch einem einzigen Mann verlobt, um euch als reine Jungfrau zu Christus zu führen. Ich fürchte aber, wie die Schlange einst durch ihre Falschheit Eva täuschte, könntet auch ihr in euren Gedanken von der aufrichtigen und reinen Hingabe an Christus abkommen.

Ihr nehmt es ja offenbar hin, wenn irgendeiner daherkommt und einen anderen Jesus verkündet, als wir verkündet haben, wenn ihr einen anderen Geist empfangt, als ihr empfangen habt, oder ein anderes Evangelium, als ihr angenommen habt. Ich denke doch, ich stehe den Überaposteln keineswegs nach. Im Reden mag ich ein Stümper sein, aber nicht in der Erkenntnis; wir haben es euch in jeder Weise gezeigt. Oder habe ich einen Fehler gemacht, als ich, um euch zu erhöhen, mich selbst erniedrigte und euch das Evangelium Gottes verkündete, ohne etwas dafür zu nehmen? Andere Gemeinden habe ich ausgeplündert und Geld von ihnen genommen, um euch dienen zu können. Aber als ich zu euch kam und in Schwierigkeiten geriet, bin ich niemandem zur Last gefallen; was ich zu wenig hatte, ergänzten die Brüder, die aus Mazedonien kamen. Ich habe also darauf Wert gelegt, euch in keiner Weise zur Last zu fallen, und werde auch weiterhin darauf Wert legen. So gewiss die Wahrheit Christi in mir ist: Diesen Ruhm wird mir im Gebiet von Achaia niemand nehmen. Warum? Liebe ich euch etwa nicht? Gott weiß es.

 Für unsere deutschen Leser:

Heute feiert man in Deutschland das Hochfest des Leibes und Blutes unseres Herrn Jesus Christus. Da dieses Fest wohl in den meisten englisch- und spanischsprachigen Ländern am kommenden Sonntag gefeiert wird, nehme ich heute die Lesung vom Tag und komme am Sonntag auf das Hochfest zu sprechen.

Die Eifersucht Gottes!

Sie klingt in den Worten des heiligen Paulus deutlich durch. Der Begriff „Eifersucht“ ist häufig negativ besetzt; und oft gibt es tatsächlich auch eine fast krankhafte falsche Eifersucht.

Wenn wir aber auf den Text von heute hören, dann verstehen wir besser, wann eine Eifersucht berechtigt ist.

Es geht hier um die Hingabe an Gott, die einzigartig ist. Wir können nur Gott gehören, unser Herz ist dafür geschaffen. Niemand kann an diese Stelle treten.

Die Ehe ist uns dafür ein anschauliches Beispiel, denn die besondere leiblich-seelische Hingabe an den Ehemann oder die Ehefrau verträgt nicht, daß man sich mit einem anderen Menschen in derselben Weise verbindet! Wenn dies schon für die Ehe gilt, dann trifft es noch essentieller für die Hingabe an Gott zu, denn die Ehe soll ja ein Abbild der Liebe zwischen Gott und dem Menschen sein.

Die Lesung von heute, morgen und übermorgen müssen wir auf dem Hintergrund verstehen, daß der Apostel befürchtet, die Gemeinde könnte sich von Jesus abwenden, weil „ein anderer Jesus“ verkündet wird. Es ist die Eifersucht des Herrn, welche den heiligen Paulus bewegt, seine Leiden um die Gemeinde zu schildern. Dies liegt ihm eigentlich fern. Doch angesichts der Bedrohung der Untreue der Gemeinde redet er solche Dinge. Es ist ein Auszug aus seiner sog. „Narrenrede“.

Was bewegt den Apostel im Inneren?

Es ist eine brennende Liebe. Er hat den Herrn erkannt, der ihn aus seiner Verwirrung herausgerufen hat, und ist in eine sehr innige und vertraute Beziehung mit ihm eingetreten. Der Herr hat ihm das Apostelamt anvertraut und hat ihn so hineinschauen lassen in seine Heilsabsichten mit den Menschen. Paulus hat nicht nur hohe Erkenntnisse gewonnen, sondern er wurde in einen  unvergleichlichen Dienst gerufen, in eine hohe Verantwortung, sein ganzes Leben für die Verkündigung des Evangeliums „brennen zu lassen“. Es bereitet ihm Schmerzen zu sehen, daß sich Menschen, die ihm anvertraut sind, von Jesus abwenden, den er ihnen authentisch verkündet hat. Er spürt den „anderen Geist“, dem sie sich öffnen.

Wenn wir heute in die kirchliche Landschaft hineinschauen, dann können wir auch nicht selten einem „anderen Geist“ begegnen. Es ist ein Geist, welcher die kirchliche Lehre nicht mehr so ernst nimmt und in der Praxis oft weit davon abweicht. Es ist ein Geist, der z.B. auch die Liturgie beeinflußt und aus ihr ein mehr „menschliches Miteinander“ macht , statt die sakramentale Erfahrung des Kreuzesopfers des Herrn und seiner Auferstehung zu schenken. Das ist besonders auch dort der Fall, wo die sog. „Theologie der Befreiung“ Einfluß auf das kirchliche Leben genommen hat. Es könnten nun noch viele weiteren Beispiele angefügt werden.

Jene, die aufstehen, um die kirchliche Lehre zu verteidigen, weil sie eine Gefahr sehen, sollte man nicht einfach als Rigoristen abstempeln, selbst wenn ihre Positionen manchmal hart und unbeugsam erscheinen. Es ist wohl der Wahrheit mehr entsprechend, wenn man in ihnen die Eifersucht des Apostels wahrnimmt, die nicht will, daß das hohe Gut der wahren Lehre durch einen „anderen Geist“ eine Verfremdung erfährt.

Mit dem heiligen katholischen Glauben ist uns ein hohes Gut anvertraut, welches wir mit der rechten Eifersucht Gottes zu verteidigen haben, und wie der Apostel sollen wir darum werben, daß nicht „ein anderer Jesus“ verkündet wird und „ein
anderer Geist“ unseren Glauben verfälscht!