Reinheit und Demut Mariens

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In den kommenden Tagen werden wir ein wenig über die Gnade nachsinnen, welche in der Mutter des Herrn wirksam ist und die sie uns so liebenswürdig vor Augen stellt!

Wir haben schon begonnen über die Reinheit Mariens nachzudenken, besonders über ihr reines Herz. „Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen (Mt 5,8)!“, so heißt es in der Bergpredigt.

Es ist die Reinheit der Absichten, die wir bei der Gottesmutter so vorzüglich erkennen können! Denken wir an die Situation des zwölfjährigen Jesus, der sich im Tempel von Jerusalem aufhielt, während seine Mutter und der heilige Joseph nach ihm suchten.
Aus ihrer natürlichen Sorge und Liebe heraus fragte sie ihren Sohn:
„Kind, warum hast Du uns das angetan? Dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht“ (Lk 2.48)
Die Antwort Jesu: „Wusstet ihr nicht, daß ich in dem sein muß, was meinem Vater gehört?“(Lk.2.49)
Wie es die Schrift bezeugt, verstanden die Eltern die Antwort nicht (vgl. Lk 2,50). Gerade hier zeigt sich die Reinheit des Herzens, denn diese Antwort führte nun nicht zu Diskussionen oder zu einem Streitgespräch. Stattdessen nimmt Maria die Worte auf und bewegt sie im Herzen.
Damit zeigt sie uns wie ein reines Herz aussieht! Wenn wir einem Umstand begegnen, der eindeutig von Gott kommt, den wir aber nicht einordnen können, dann vertraut das reine Herz dem Herrn. Maria hielt nicht weiter an ihrer Sorge fest, indem sie ihre vorherigen Worte rechtfertigte. Zwar verstand sie die Antwort ihres Sohnes nicht, aber durch die Reinheit ihres Herzens, welches sich seiner Antwort öffnete und nicht etwa verschloß, also keinerlei Verdächtigungen zuließ, bereitete sie den Weg für ein späteres Verstehen.
Diesen Weg können auch wir gehen, wenn wir unser Herz reinigen lassen wollen. Was wir bei der Jungfrau schon in der Vollendung erkennen können, das muß für uns zunächst zum Weg werden: Die aufrichtige Annahme, daß wir nicht alles verstehen können, was von Gott kommt. Die Einsicht, daß wir nicht unmittelbar mit den Mitteln unseres Verstandes immer gleich begreifen können, was Gott mit diesem oder jenem Umstand sagen will!
Schauen wir nochmals auf das Schriftwort von heute: Jesus sagt:
„Wusstet ihr nicht, daß ich in dem sein muß, was meinem Vater gehört?“
Nein, die Eltern Jesu konnten die Dimension dieses Wortes noch nicht begreifen. Der Verstand hätte tausend Argumente gefunden, um zu widersprechen und zu erklären, daß Jesus doch hätte Bescheid geben müssen usw. Wenn man so reagiert, bleibt man im eigenen Denken gefangen. Diesen Weg ist Maria nicht gegangen. Ihr Schweigen und der Umstand, daß sie die Worte im Herzen bewegte, bezeugt ihre innere Übergabe an Gott, ihr Vertrauen in den Willen des Herrn.
Jetzt kommt auch die Demut Mariens stärker ans Licht, denn sie stellt sich unter ihren Sohn und damit unter Gott!
Hier begegnen wir wieder ihrer Haltung, die wir schon bei der Botschaft des Engels erfahren haben, die sie mit einer sie übersteigenden Wirklichkeit in Berührung brachte!
„Wie soll das geschehen, da ich doch keinen Mann erkenne (Lk 1,34)?“
Eine Frage ohne inneren Argwohn, eine Frage aus einem reinen Herzen, eine Frage ohne Zweifel, eine Frage: „Wie wird Gott es tun?“ Wie wird Gott ihr ein Kind schenken ohne Zutun eines Mannes?
Dies ist ein Hinweis, daß Maria von Gott für ihre Aufgabe vorbereitet war, vorbereitet durch ein Leben der Hingabe an Gott, ein Leben wahrer Demut. Demut bedeutet, sich unter den Willen Gottes zu stellen, bedeutet den Mut zum Dienen zu haben!
Wir preisen die Gottesmutter und beten jeden Tag im Rosenkranz: Du bist voll der Gnade!
Die Jungfrau Maria konnte mit der Gnade Gottes unmittelbar mitwirken und stand ihr nicht im Weg. Das ist nicht nur, weil sie – wie wir gestern feierten – unbefleckt empfangen wurde, sondern weil sie in allem dem Willen Gottes entsprechen wollte und dies unter der Einwirkung der Gnade auch tat!
Die beiden Tugenden von Reinheit und Demut, welche sich wunderbar ergänzen, legen den Grund für ein Leben, welches mit der Gnade Gottes mitwirken kann und so zu einem Leuchtturm wird.
In diese Schule wird sie uns nehmen, wenn wir sie darum bitten, denn sie will als gute Mutter, daß unser Herz auch immer mehr von der Liebe zu Gott durchdrungen wird. Und dies ist ein wunderbares Geschenk, welches wir von Gott bekommen können, wenn wir ihm ein vertrauensvolles Herz anbieten, in dem er sein Zelt aufschlagen kann!